Welches gesellschaftskritische Potenzial hat die gegenwärtige Theoriedebatte um alte und neue Materialismen? Dieser Band ist der erste deutschsprachige Versuch, Antworten auf diese Frage zu finden.
Die Frage nach einem neuen Materialismus hat gegenwärtig quer durch die Disziplinen Konjunktur.
Dabei wird Materie oder "Matter" nicht länger als passiver Träger von Bedeutung, Diskursen oder menschlicher Manipulation verstanden, sondern die Eigensinnigkeit und Kontingenz der materiellen Welt betont. Dieser Band versammelt Beiträge, die die bislang maßgeblich im englischsprachigen Raum und auf theoretischer Ebene stattfindende Debatte aufgreift und sie mit Blick auf ihr gesellschaftskritisches Potenzial diskutiert. Bei aller Diversität der disziplinären und thematischen Zugänge hebt der Band eine grundlegende Tendenz hervor. Zum einen die Unzufriedenheit über die gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustände, zum anderen die Unfähigkeit gegenwärtiger Analysen, die aktuellen Bewegungen und Umbrüche in der Gesellschaft anschaulich zu machen. Die unterschiedlichen im Band vorgestellten Ansätze, Materie neu zu denken, nehmen diese Herausforderung an: Sie versuchen, soziale und politische Zusammenhänge in ihrer Komplexität zu erfassen ohne den kritischen Impetus des "alten", marxistischen Materialismus aufzugeben. Dabei wird versucht, neomaterialistische Ansätze für unterschiedliche Bereiche der Gesellschaftskritik fruchtbar zu machen, darunter Ökonomiekritik, Biopolitik, Feminismus, Raumtheorie, Ästhetik, Technologie und kritische Theorie.
Mit Beiträgen von Nina Lykke, Gunzelin Schmid Noerr, Hanjo Berressem, Andreas Folkers und anderen.