In Schwarzer Feminismus versammelt Natasha A. Kelly sieben Texte aus dessen intersektionaler Geschichte.
„Bin ich etwa keine Frau*? Sehen Sie mich an! Sehen Sie sich meinen Arm an! Ich habe gepflügt, gepflanzt und die Ernte eingebracht, und kein Mann hat mir gesagt, was zu tun war! Bin ich etwa keine Frau*?“ – Sojourner Truth, 1851
Als Sojourner Truth während ihrer Rede auf einem Frauenkongress in Akron, Ohio, die Frage stellte, ob sie denn keine Frau* sei, brachte sie eine Debatte ins Rollen, deren Ausmaß nicht abzusehen war. Sie hatte nämlich gleichermaßen weiße Frauen* für den Rassismus und Schwarze Männer für den Sexismus kritisiert, den sie Schwarzen Frauen* jeweils entgegenbrachten. Erst Ende des 20. Jahrhunderts, also fast 150 Jahre später, erhielt diese spezifische Form der Mehrfachdiskriminierung einen Namen. Es war Kimberlé Crenshaw, die 1989 den Begriff der ‚Intersektionalität‘ prägte, der seitdem aus feministischen Diskursen nicht mehr wegzudenken ist.
Doch wie verliefen die Schwarzen feministischen Debatten bis dahin? Vor welchen Herausforderungen standen Schwarze Frauen* im Globalen Norden? Und was können wir heute von ihnen lernen? Der vorliegende Band dokumentiert die Kontinuität dieser feministischen intellektuellen Tradition anhand ausgewählter Texte von Sojourner Truth, Angela Davis, The Combahee River Collective, bell hooks, Audre Lorde, Barbara Smith, Kimberlé Crenshaw und Patricia Hill Collins. Sie erscheinen erstmals in deutscher Sprache und werden so einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.
Natasha A. Kelly war in der Praxis schon immer eine Schwarze Feministin, die Theorie kam später durch ihre wissenschaftliche Mitarbeit am Gender Institut der Humboldt-Universität zu Berlin hinzu. Heute ist sie in diversen frauen*politischen Kontexten aktiv, zuletzt als Filmemacherin des preisgekrönten Dokumentarfilms Millis Erwachen.
Audrey Geraldine Lorde (* 18. Februar 1934; † 17. November 1992) wuchs in New York als Tochter karibischer Immigranten auf, studierte an der Columbia University, arbeitete als Bibliothekarin und wurde schließlich Professorin für Englische Literatur am Hunter College in New York. 1991 erhielt sie die Walt Whitman Citation of Merit, mit der sie für 1991 bis 1993 zum New York State Poet, zur Dichterin des Staates New York, ernannt wurde. In den USA sind ihre Werke wesentlich populärer als in Deutschland – unter Feministinnen dort ist sie eine Kultfigur. 1992 starb Audre Lorde im Alter von 58 Jahren in ihrem Haus in St. Croix nach einem 14-jährigen Leben mit der Krebserkrankung.
Angela Y. Davis ist politische Aktivistin, Autorin, Rednerin und emeritierte Professorin der University of California. Seit den 1970er Jahren gilt sie als Symbolfigur der Bewegung für die Rechte von politischen Gefangenen in den USA und setzt sich bis heute für die Befreiung der Schwarzen ein, kämpft gegen rassistische, Geschlechter- und Klassendiskriminierung sowie gegen den gefängnisindustriellen Komplex in den USA.
Außerdem im Buch: Sojourner Truth, The Combahee River Collective, Barbara Smith, Patricia Hill Collins, Kimberlé Crenshaw, bell hooks
Pressestimmen:
„[...] ‚Schwarzer Feminismus – Grundlagentexte‘ versammelt nun wichtige Beiträge des Schwarzen US-amerikanischen Fe-minismus, die hierfür zum größten Teil erstmals ins Deutsche übersetzt worden sind. [...] Obwohl der Entstehungszeitraum der Texte zwischen 1971 und 1990 liegt, sind sie hochaktuell.“
– Ava Weis, Missy Magazin 02/2019
„Obwohl die Beiträge [...] teils auch in Deutschland zuvor bekannt waren, ist es doch spannend, auf welche Weise sie hier miteinander in Dialog treten. Die gesellschaftspolitischen Entstehungskontexte werden damit noch greifbarer und wir finden diese Zusammenstellung sehr lesenswert.“
– Denise Bergold-Caldwell, Eleonore Wiedenroth-Coulibaly, Femina Politica 02/2019